28 Oktober 2012

Reisevorbereitungen - Phase 4: Planen

Ein kontroverser Punkt. Wollen die sicherheitsorientierten Reisenden doch lieber jedes Hotel und jede Überlandfahrt noch von zuhause aus geregelt wissen, wollen die freigeistigen Backpacker sich doch lieber treiben lassen. Ich arbeite mich in den letzten Jahren vom ersten Extrem in Richtung des zweiten voran, wobei das Optimum irgendwo in der Mitte liegt. Denn wenn man nicht gerade 6 Monate vor sich hin travelt besteht doch eine gewisse Notwendigkeit dazu vorher einen ungefähren Plan zu machen, was man sehen will. Das ist ein ziemlich aufweniger Teil, der in der Vorbereitung doch einige Zeit in Anspruch nehmen kann.

Als alter Nerd, mache ich mir immer einen Excel-Plan. Der ging diesmal natürlich relativ schnell, denn der Großteil der Reise ist ja organisiert und den Rest könnte man ja auf sich zu kommen lassen und vor Ort buchen. Aber es gibt Kleinigkeiten, die man schon vorher machen sollte. Inlandsflüge werden auch in Asien mit der Zeit nicht billiger und können, genau wie Züge in Indien doch gerne mal ausgebucht sein. Den Inlandsflug vom Norden in den sonnigen Süden habe ich also schon mal fixiert.

Ganz wichtig ist es auch, nach einem Flug immer das erste Hotel bereits gebucht zu haben. Flughäfen sind im Gegensatz zu den meisten (Bus-)Bahnhöfen doch deutlich dezentraler angesiedelt. Mal eben zu Fuß der Lonely Planet Karte zum Hotel der Wahl zu folgen, ist keine Option. Meist ist man dann doch auf Taxifahrer angewiesen und für die ist man als Tourist immer gleich Opfer. Ich glaube immernoch, dass der Taxifahrer in Siem Reap sich mit dem Hotelboy in meiner Reiseführerempfehlung  darauf geeinigt hat, mir kein Zimmer zu geben, damit der Fahrer mich dann zum Hotel seines Schwieger-Groß-Onkels fahren konnte (wo ich dann aber auch nicht geblieben bin).

Der Flug mit IndiGo ist also fixiert und die erste Nacht in Fort Kochi ist auch gebucht. Die Fixpunkte stehen also auch für die freien Tage am Ende. Jetzt kanns los gehen.

Namaste 

23 Oktober 2012

Reisevorbereitungen - Phase 3: Ausrüstung

Jedes Jahr das gleiche Spiel. Und wenn ich mir vorher tausendmal sage, dass die Ausrüstung jetzt aber komplett ist, finde ich immer irgendwas praktisches im Globetrottersortiment, dass ich noch mitnehmen könnte. Waren es im letzten Jahr die Wäscheleine und der Universal-Waschbecken-Stöpsel (mir ist als schrieb ich dereinst darüber) so waren es dieses mal diverse Sicherheitsutensilien, denn irgendwie habe ich Schiss vor den vielen Menschen und vor der Nachtzugfahrt am letzten Rundreisetag.

Folglich bin ich jetzt Besitzer eines neuen Zahlenschlosses mit Sicherheitsschnur, um den fetten Rucksack an die Sitz zu ketten. Das Schloss funktioniert auch 1a als Selbstschutz, weil es selber kaum aufbekomme. Zumindest zunächst kaum aufbekommen habe, denn nach einem Abend des wilden Drehens, Rumdrückens und Rumziehens hab ichs glaub ich langsam raus. Wäre ja auch gelacht, schließlich hab ich studiert.

Außerdem bin ich mal wieder auf die 0815 Verkaufsmasche reingefallen und habe beim anstehen an der Kasse noch in den geschickt platzierten Sonderangebotswühlkisten eine Art Brustbeutel erstanden, den man sich aber nicht um den Hals hängt, sondern um die Wade klettet. Da ich sowieso eher selten in kurzen Hosen rumlaufe, könnte das eine Alternative für den Reisepass sein.... Schau mer mal.

Ich weiß, ich bin bescheuert. Aber die ganzen Funktionsklamotten und den wirklich praktischen Schnickschnack hab ich doch schon, was bleibt mir da noch übrig?

Gut was mir übrig bleibt ist die Gadgets zu präparieren: Festplatte und SD-Karten formatieren, Adapter raussuchen, Kabel sortieren, Batterienbestände prüfen, die Reiseapotheke auffüllen und Wäsche waschen.

Langsam wirds ernst.

Namaste




19 Oktober 2012

Reisevorbereitungen - Phase 2: Visum

Ich bin etwas in Verzug geraten und die Vorbereitungen sind schon weit über Phase 2 hinaus fortgeschritten. Aber ich will zur Vollständigkeit doch kurz auf eben jene Phase zurückblicken.

Ehrlich gesagt hatte ich, nachdem die Entscheidung so kurzfristig fiel mir keine Gedanken über dieses Thema gemacht. Der Reisepass ist noch sehr lange gültig und eigentlich rechnete ich mit einem Visum on arrival wie es es ja in den meisten Ländern gibt.

Aber nicht für Indien.

Zum Glück schickte der Reiseveranstalter mit der Buchungsbestätigung ein Merkblatt in dem der Visaantrag erwähnt wurde. Auch hier hätte ich aber den entsprechenden Absatz fast überlesen. Aber nur fast. Ich ging also noch am selben Abend online und suchte die Webseite der Botschaft auf. Normalerweise immer der beste Anlaufort für aktuellste Regelungen und Formulare oder Links.

Aber nicht für Indien.

Indien hat nämlich mehrere Konsulate und je nachdem wo man wohnhaft ist, kümmert sich das betreffende Konsulat um einen. Für Visa-Services sind aber auch weder die Botschaft noch die Konsulate zuständig, weil diese Dienstleistung outgesourced wurde. Richtig gelesen, die Inder haben also Ihre Leistungen an Fremdfirmen vergeben. Ich dachte ja immer das wir Wessis unsere Serviceleistungen nach Indien oursourcen, aber anscheinend dreht sich das jetzt schon. So weit ist es gekommen. Ich ging also auf die Webseite der Firma an die das für mich zuständige Konsulat die Visa-Services outgesourced hat, in der Hoffnung, dass ein auf diese Weise beauftragtes privates Unternehmen unbürokratisch, serviceorientiert und klar strukturiert sein müsste.

Aber nicht dieses für Indien tätige Unternehmen.

Es steht zwar überall geschrieben, dass man ein Online-Formular auszufüllen hätte, aber nirgends findet sich der direkte Link zu jenem Formular. Stattdessen findet man ein Formular mit einer Ausfüllhilfe, die ungefähr so hilfreich war wie jedes Wörterbuch. Klarheit schuf sie jedenfalls nicht. Nach dem Ausfüllen des Formulars, wenn man es dann mal gefunden hatte, muss man noch die Bestätigungen mehrmals drucken und unterschreiben, den Auftrag an die zuständige Firma drucken und unterschreiben und Pass und Fotos entweder zum Schalter bringen oder einschicken. Zum Glück findet sich ein Büro von "Cox and Kings"  (laut ausgesprochen ein irgendwie doch recht gewagter Name) -Schalter in München.

Das Visum kann man zu amtsüblichen Öffnungszeiten vormittags von 8:30 bis 14:00 abholen (immerhin keine Mittagspause). Vor Ort muss man wie am Amt erstmal ein Nümmerchen ziehen. Nachdem die Nummer aufgerufen wurde, stempelt die Dame am Schalter die Formulare ab und möchte die Passbilder (2) haben. Selbstverständlich habe ich die üblichen biometrischen Passfotos zu Hand, die sollten ja wohl reichen.

Aber nicht für Indien.

Die Passfotos müssen nicht nur biometrisch sondern auch noch groß genug sein. Deutlich größer jedenfalls als deutsche Passfotos. Die Dame schickt mich also erstmal zu Fotoautomat, der praktischerweise schon im Amtszimmer steht, äääh Büro, hatte vergessen, dass wir uns ja in der Privatwirtschaft befinden. Nachdem die Passbilder nun die passende Größe haben, knöpft mir die Dame von vorher die Gebühr ab. Jetzt weiß ich wieder, dass wir in der Privatwirtschaft sind, weil die Gebühr nochmal extra hoch ausfällt. Fertig machen kann die Dame das dort allerdings noch nicht. Das dauert etwa drei Werktage.

Nun gut, wenigstens war nicht viel los und der Rest lief dann auch sehr optimal. Online kann man unter der passenden Webadresse den Status einsehen, das Visum wurde schnell erteilt und ich konnte bei nächster Gelegenheit zu den Visaabholzeiten (16:30 - 17:30 Uhr) meinen Pass wieder abholen.

Ein positiver Nebeneffekt des ganzen: Das Büro befindet sich um die Ecke eines meiner erst in diesem Sommer neu entdeckten Lieblingsplätze, dem St. Anna Platz und eine Ecke weiter befindet sich eine kleine französische Bäckerei, an der ich natürlich beide Male einen kurzen Zwischenstopp einlegen musste.

Will also sagen, ich werde wohl höchstwahrscheinlich einreisen dürfen.

Weitere Phasen folgen.

Namaste.


04 Oktober 2012

Reisvorbereitung - Phase 1: Literatur

Sobald ich mich auf ein Urlaubsziel eingeschossen habe, fange ich an Literatur dazu zu googeln. Dabei meine ich nicht nur die obligatorischen Reiseführer. Die sind natürlich das A & O und das googeln beschränkt sich maximal darauf herauszufinden, ob einer der üblichen Verdächtigen sich besonders positiv oder negativ bei den Bewertungen hervor tut.

Wichtiger noch für Phase 1 ist die Einstimmungs- und Reiseliteratur. Seitdem ich damals in Myanmar dummerweise den "Drachenläufer" dabei hatte und ich mich am burmesischen Strand ins afghanische Kabul phantasiert habe (und heulend unter meiner Palme lag), versuche ich Literatur zu finden, die im Reiseland spielt und von einem einheimischen im besten Falle sogar dort wohnhaften Autor geschrieben wurde. Schon vor dem Urlaub eignet sich das perfekt zur Einstimmung und vor Ort hat es den großen Vorteil, dass man im Idealfall direkt die Orte des Geschehens ablaufen kann.

Im Falle Äthiopiens wäre die Zahl in Frage kommender Autoren relativ gering gewesen, im neuen Falle Indiens ist die Liste erwartungsgemäß deutlich länger. Zu viele indisch klingende Namen finden sich vor allem in der angelsächsischen Literatur. Perlentaucher und Amazon halfen beim Shortlisting, das Angebot der "Taschenbücher zum halben Preis"-Läden (ich kenne 3 davon) bei der Endauswahl:

Da  das erste Buch, das ich mir deshalb zugelegt habe ist Immer wieder Gandhi von Vikas Swarup. Falls der Name jemandem bekannt vorkommt liegt es daran, dass er derjenige ist, der die Vorlage zu Slumdog Millionär geliefert hat ("Rupien, Rupien"). "Immer wieder Gandhi" ist jetzt die aktuelle Bettlektüre. Ein munterer Krimi im modernen Bombay also eher was seichtes für Zwischendurch aber vor exotischer Kulisse und wie ich hoffe, ein kleines Gesellschaftsbild des modernen Indien, denn ein Mord wurde begangen und sechs Verdächtige erzählen Ihre Geschichte dazu. Der Anfang ist vielversprechend.

Das zweite Buch ist zum Mitnehmen gedacht.  Das Gleichgewicht der Welt: Roman von Rohinton Mistry. Es wurde zum Reisebuch auserkoren, weil es im Vergleich zu ersterem zwar dicker, aber auch auch leichter ist. Wie ich vor vielen Jahren schon mal schrieb ist das ein wesentliches Kriterium guter Reiseliteratur. Blöderweise spielt das Buch auch in Bombay - ich habe auf die schnelle nichts gefunden, das in Rajasthan spielt - aber bereits 1975. Also sicherlich auch ein interessanter Einblick in das indische Leben vor dem Einzug der Call Center und Computerindustrie. Das ganze ist wohl auch als Gesellschaftsstudie angelegt, die Geschichten verschiedener Menschen, deren Lebenswege sich zufällig kreuzen. Das Buch war nicht unbedingt erste Wahl, aber es war eben billig verfügbar und der erste Eindruck ist durchaus positiv.

So. Ein Lonely Planet wird noch ausgeliehen und ein Kulturschock Buch aus der Reise Know How Reihe wird mir angeblich vom Veranstalter gesponsert - das sollte dann eigentlich Lesestoff genug sein.

Guats Nächtle

01 Oktober 2012

Bundesvision Song Contest

Da schrieb ich doch neulich, dass es zur Zeit nichts zum Song Contest zu schreiben gäbe und ich mich deshalb auf das Reisen verlagern muss und prompt kommt da ein Musikthema angeflogen. Der Bundesvision Songcontest, Stefan Raabs deutscher Gegenentwurf oder vielleicht das von Stefan Raab gezeugte Geschwisterchen zum großen Eurovision Song Contest erregt die Gemüter. Und dazu sage ich nur: What the Fuck?

Xavier Naidoo und Kool Savas sind natürlich keine Newcomer mehr und haben selbstverständlich eine große Fanbase - übrigens nicht nur bei Zuschauern, sondern auch bei Musikredakteuren in Funk- und Fernsehen. Natürlich waren die beiden die großen Favoriten und der Sieg vorhersehbar.

ABER bei aller Liebe Leute, das ist doch nichts neues! Als Tim Bendzko 2011 antrat, war er zuvor wochen- oder monatelang auf Weltrettungsmission in allen Medien unterwegs, 2010 war Unheilig über ein halbes Jahr lang quasi omnipräsent, in den Jahren davor zählten Juli, Seeed und Peter Fox zu den Siegern - keiner von denen war Newcomer. Alle bisherigen Sieger waren etablierte Künstler, also warum genau werden Xavas jetzt ausgebuht? Warum wird auf einmal das ganze Konzept in Frage gestellt? Weil ein paar Berliner Showbesucher nicht verlieren können?

So wie das Konzept angelegt ist, gibt es doch nur Sieger. Der Sender profitiert, weil ein Konzert wie dieses eben einen Headliner braucht und die Stars profitieren, weil sie mit einer Topplatzierung positive Publicity bekommen. Die ganz großen Sieger aber sind die Newcomer, die ohne diese Show niemals die Chance hätten sich einem so großen Publikum zu präsentieren. Und dabei müssen sie gar nicht gewinnen, die Teilnahme an sich ist doch meist schon die Chance ihrer mehr oder weniger jungen Karriere. "Laing" oder "Ich kann fliegen", oder im Vorjahr "Flo Mega" würden niemals die Downloadzahlen erreichen, wenn sie in der Show keine so überzeugenden Auftritte hingelegt hätten. "Ole Soul", Voice of Germany Teilnehmer der ersten Staffel trat mal beim BuViSoCo auf mit dem Titel "Hamburg & Cologne". Er hat nicht gegen Seeed gewonnen, aber der Titel ist bist heute durchgehend in meiner Playlist zu finden. Ist das nicht ein riesen Erfolg? Man sollte mal die entsprechenden Künstler fragen, ich denke die freuen sich darüber mehr als über nen dummen Pokal.

Würde die Show auch ohne Headliner funktionieren? Bei all den Castingshows und Talentwettbewerben im Fernsehen? Würden Hollywood Blockbuster ohne Topstars in den Hauptrollen funktionieren? Wären die großen Festivals so groß, wenn die Topstars der Szene fern blieben? Wäre irgendjemandem geholfen, wenn nur Newcomer ohne vorherige Chartplatzierung teilnehmen dürften, die Show dafür aber nur noch die Hälfte der Zuschauer hätte? Und dann statt am Samstagabend zur besten Sendezeit auf Pro Sieben im Nachtprogramm von Einsfestival ausgetragen würde?

Die einzigen, die in dieser Show tatsächlich ein Risiko eingehen, sind die Stars der Szene, denn was bedeutet es für deren Karriere, wenn sie trotz Fanbase wie König Boris nur auf Platz 10 oder im Vorjahr Juli auf Platz 13 landen? Andererseits sind das auch genaue die Beispiele, die zeigen, dass das Konzept eben doch funktioniert. Wenn die Qualität des Titels oder des Auftritts eben nicht stimmt, dann haben auch etablierte Künstler keine Treppchengarantie. Xavas haben sich nämlich nicht nur wegen Ihrer hohen Bekanntheit durchgesetzt, sondern auch, weil der Auftritt gut war, weil der Titel besser war als der sonstige Einheitsbrei und weil das Lied eingängig und massenkompatibel war.

So, ich freue mich schon auf den BuViSoCo 2013 und zwar sowohl auf die professionellen Auftritte der dann antretenden Stars als auch auf die völlig überraschenden Kleinkunstperlen, die es dann wieder zu entdecken gibt. Die Mischung macht's eben!!!

Guats Nächtle